Epiplatys infrafasciatus rathkei

Epiplatys aff. sexfaciatus Paar (das obere Tier ist das Weibchen)

Epiplatys aff. sexfaciatus Paar (das obere Tier ist das Weibchen)

Vor kurzem wurde im Aquaristik Fachmagazin in zwei Teilen von der Expedition Kamerun 8° Ost, einer Fischfangexpedition für das „Klimahaus® Bremerhaven 8° Ost“, berichtet (FISCHER & SEIDEL 2009a,b). Einige dieser gefangenen Fische wurden zunächst für ein paar Tage bei uns untergebracht, da ein Umziehen in die eigentlich vorgesehene Quarantäne erst später möglich war. Von diesen vielen Tieren blieben neben Schwebegarnelen, Schnecken und (leider nur) einer Fächergarnele der Gattung Atya auch 6 Epiplatys infrafasciatus rathkei dauerhaft bei uns. Von den Schwebegarnelen trugen einige relativ groβe, auffällige grüne Eier. Leider waren die ausgewachsenen Garnelen nicht sehr langlebig und es ist uns nur gelungen ein einzelnes Nachwuchstier groβzuziehen. Mehr Glück hatten wir mit den E. infrafasciatus rathkei die in Mundemba, gleichzeitig der Name des Ortes und des Flusses, gefangen wurden. V.a. die Männchen verschiedener Fundorte varieren in ihrer Färbung. So sind die Männchen die in Muyuka gefangen wurden in den Flossen nicht gelb, wie unten für die Tiere aus Mundemba beschrieben, sondern orange gefärbt (sogar intensiver als es auf dem Bild erscheint). Die Männchen aus Moliwe haben einen eher grünlichen Schimmer als einen bläulichen Schimmer auf dem Körper und einen etwas höheren Blauanteil in der Flossenfärbung als die Tiere aus Mundemba.

 

Zunächst hatten wir nur ein Standard 60er Aquarium zur Verfügung. Dieses wurde mit leicht aufgehärtetem Wasser gefüllt. Ein Heizstab sorgte für eine Mindesttemperatur von 22°C und ein starker Innnenfilter für ausreichende Strömung. Zunächst hatten die Wildfänge allerdings eine bakterielle Infektion mit eingeschleppt, welche immerhin 4 Tiere gut überstanden. Die verbliebenen, mittlerweile ca. 4 cm langen, Fische wuchsen dann recht schnell. Die Fütterung erfolgte mit Lebendfutter (Cyclops v.a. aber Daphnia spec. und weiβe und schwarze Mückenlarven) sowie aufgetautem Frostfutter (vorwiegend weiβe, aber auch vereinzelt rote Mückenlarven). Abgesehen davon, dass die Tiere zu viel Frischwasserzufuhr auf einmal nicht besonders mögen, erwiesen sie sich als recht pflegeleicht. Als die E. infrafasciatus rathkei eine Länge von ca. 5 cm erreicht hatten, hatten wir das Gefühl, dass das 60er Becken für die Fische zu klein geworden war und setzten sie in ein 80er Becken um. Zwei der Tiere waren etwas gröβer und prächtiger gefärbt als die beiden anderen, etwas unscheinbaren. Die Hoffnung, dass es sich um 2 Paare handelte, sollte sich bald als richtig herausstellen. Die Männchen sind nicht nur etwas gröβer, sondern vor allem im Gegensatz zu den Weibchen in den Flossen intensiv gelb gefärbt. Diese Flossen sind weiterhin bei den Männchen schwarz umrandet. Die rote Körperpunktierung weisen die Weibchen zwar auch auf, aber sie ist bei den Männchen deutlich intensiver. Gemeinsam ist beiden Geschlechtern die hellbraune Körpergrundfarbe sowie die schwarzen Querstreifen. Bei den Männchen kommt dann noch ein bläulicher Schimmer im Kopfbereich hinzu.Uns erstaunte sehr, dass eins der vermeintlichen Weibchen gelegentlich eine besondere Färbung aufwies. Hierbei wurden die Längsstreifen deutlich breiter und kürzer, so dass der Zwischenraum zwischen den Streifen fast kleiner war als die dunklen Querstreifen im Normalfall, somit sah es dann fast wie ein durchgehender Längsstreifen aus. Allerdings scheint diese Färbung nichts mit den Paarungsaktivitäten zu tun zu haben, da sie nicht zu beobachten war, als eines der Paare begann sich verdächtig zu benehmen. Das Männchen jagte das Weibchen quer durch das Becken wobei die beiden regelmäβig, meist in Pflanzenbüscheln, hin und wieder aber auch an Spalten in den Moorkienwurzeln, für kurze Zeit Halt machten um Eier abzulegen. Schon bald entdeckten wir einzelne Jungfische im Becken, die aber leider zunächst von den Eltern verspeist wurden, bevor wir sie aus dem dichten Gewirr der Froschbisswurzeln in Sicherheit bringen konnten. Eine zwischenzeitliche, kurzzeitige Unterbringung eines Paares in einem Extrabecken brachte dann leider auch nicht den erwünschten Nachwuchs. Wir hatten den Verdacht, dass dieses 20 Liter fassende Becken nicht genug Freiraum für die Fische bot und weil wir gerade kein gröβeres parat hatten, lieβen wir es bei dem einmaligen Versuch.

 

Nachdem die bewegungsfreudigen Fische zum 2. Mal umgezogen waren, diesmal in ein 160 cm langes Becken, blühten sie noch weiter auf. Das größte Männchen schwamm bald eine Zeitlang sehr dicht neben einem Weibchen her, wobei diverse Plätze mit Pflanzen im strömungsärmeren Teil des Beckens angesteuert wurden und das Männchen immer wieder aufs neue den Kontakt herstellte. Dabei stubste es mit dem Kopf ab und an in die Seite des Weibchens oder berührte vorwiegend das Weibchen mit dem Bauch. Nach einer Weile verharrte das Paar für kurze Zeitspannen relativ bodennah in der Nähe von Javamoos oder anderen Pflanzen. Dabei war das Paar in sehr engem Körperkontakt, wobei sie sich vor allem mit den seitlich zu einander gewandten Hinterteilen berührten. Nach einigen kurzen ruckartigen Bewegungen zum Abschluss, wahrscheinlich die Eiablage, wurde die nächste Stelle aufgesucht. Leider wird immer nur ein Ei oder einige wenige Eier an derselben Stelle abgelaicht und diese sind schwierig zu finden. So entdeckten wir trotz intensiver Anstrengungen nur 2, etwas 1 mm groβe Eier an Stellen an denen die Fische zuvor verharrt hatten. Diese wollten wir aufgrund der Welse, Schnecken, Amanogarnelen und Sewillia lineolata, welche auch im Becken waren, lieber einsammeln und überführten sie mit einer Plastikpippette in eine Petrischale. Beim Einsammeln der Eier stellten wir fest, dass diese mit Klebfäden relativ fest an die Pfanzen geheftet waren.

Die Petrischale gefüllt mit dem Aquarienwasser platzierten wir an einem warmen Ort. Leider verpilzten beide Eier, so dass hier eine Zugabe von verpilzungshemmenden Mittel (künstlich oder natürlich) notwendig erscheint. Leider begannen die E. infrafasciatus rathkei zu diesem Zeitpunkt zumindest nach einigen Armanogarnelen zu schnappen. Da uns diese Form des Lebendfutters auf Dauer zu kostspielig erschien, wir aber auch kein weiteres Ausweichbecken zur Verfügung hatten, gaben wir die Fische schweren Herzens wieder an das Klimahaus® zurück. Wenige Tage später bemerkten wir, dass sie uns ein Abschiedsgeschenk hinterlassen hatten: An der Oberfläche tummelten sich einige in Rekordzeit auf eine Gröβe von bereits einem knappen Zentimeter herangewachsene Jungfische. Diese hatten wohl davon profitiert, dass die erwachsenen Tiere aus dem Becken entfernt worden waren und dass kurz nach dem Auszug der Epiplatys Alttiere, ein Schwarm Iriatherina werneri in das Becken einzogen, da diese den anderen Bewohner dank der geringen Gröβe und dem kleinen Schlunddurchmesser nicht gefährlich werden konnten. Diese wurden mit Artemianauplien, Essigälchen sowie Cyclops (selten gefrostet meist lebend) gefüttert, wovon sich dann auch die E. infrafasciatus rathkei Jungtiere ernährten. Mittlerweile sind diese 8 Jungtiere in einem Extrabecken untergebracht. Ab einer Gröβe von ca 1cm bewältigen sie mit ihrer groβen Maulspalte bereits recht groβe lebende Cyclops. Die charakteristischen Querstreifen beginnen sich ebenfalls zu bilden. Ab einer Gröβe von ca. 2 cm gibt es dann in der Fütterung keine Unterschiede mehr zu den Altieren.Die ersten Tiere hatten diese Gröβe schon nach gut einem Monaten erreicht – die Jungen sind also durchaus sehr schnellwüchsig.

Zugegebenermaβen war es eher Glück als eine gezielte Zucht, aber im Endeffekt haben sich die bei uns untergebrachten E. infrafasciatus rathkei erfreulicherweise vermehrt. Es waren auch die ersten Killifische und die ersten Wildfänge, bei denen wir es versucht haben. Diese Fischart ist in unseren Augen sehr schön und, wenn man ihnen genügend Raum zum Schwimmen bieten kann, ein dankbarer Pflegling. Auch die Zucht ist im Grunde nicht schwer, sofern man über ein genügend groβes Zuchtbecken verfügt aus dem man die Elterntiere nach dem Ablaichen entfernt oder aber die Eier von Wollmobs absammelt. Abschliessend möchten wir uns bei Dr. Lutz Fischer vom „Klimahaus® Bremerhaven 8°Ost“ für die Möglichkeiten diese Fische zu pflegen und bei ihm und Ingo Seidel für die Fotos der adulten Tiere bedanken.

Literatur

– Dr. Fischer, L. und I.Seidel: Expedition Kamerun 8°Ost – Fischfang für das „Klimahaus® Bremerhaven 8° Ost“, Aquaristik Fachmagazin 204 Dezember 2008/Januar 2009, 50-58.

– Dr. Fischer, L. und I.Seidel: Expedition Kamerun 8°Ost – Fischfang für das „Klimahaus® Bremerhaven 8° Ost“, TEIL 2, Aquaristik Fachmagazin 205 Februar/März 2009, 56-60.

Eier von Epiplatys aff. sexfaciatus (in Petrischale)

Eier von Epiplatys aff. sexfaciatus (in Petrischale)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert