Copella arnoldi, der sogenannte Spritzsalmler (oder auch Splash Tetra) ist ein alter Bekannter in der Aquaristik und daher vielleicht etwas in Vergessenheit geraten. Dabei gehört er zu den wohl interessantesten Pfleglingen im Aquarium, da er seine Eier, um diese vor Fraßfeinden zu schützen, nicht nur außerhalb des Wassers legt, sondern anschließend bis zum Schlupf auch noch Brutpflege betreibt. Man wartet geradezu darauf die Eiablage und anschließende Pflege des Geleges endlich live zu sehen. Man wird auch reichlich belohnt sobald das Paar sich gefunden hat, da die Tiere sehr paarungsfreudig sind. Schon bald kann man beim Weibchen den Laichansatz anhand des deutlich gerundeten Bauches erkennen und kurz darauf kommt es zur Balz. Zunächst sucht sich das Paar einen für die Eiablage geeigneten Platz. In der Natur wäre dies z.B. unter dicht über der Wasseroberfläche herabhängenden Blättern. Das bedeutet allerdings nicht, dass man Pflanzen über dem Becken aufhängen muss. Im Aquarium werden die Eier meist an die Deckscheibe oder an die Seitenscheibe geheftet, weswegen der Wasserstand im Aquarium um einige Zentimeter abgesenkt sein sollte. Wir hatten für unsere Spritzsalmler extra ein Paludarium mit Efeutute und Javafarn über der Wasseroberfläche eingerichtet, aber die Fische bevorzugten leider trotz unserer Bemühungen die Seitenscheibe.
Zu Beginn der Paarung schwimmt das Männchen immer wieder recht forsch das Weibchen an, bis dieses in der richtigen Position Körperkontakt mit ihm aufnimmt. Das Weibchen befindet sich leicht oberhalb vom Männchen und berührt mit ihrem Bauch seitlich seinen Rücken. Nun schwimmen beide zusammen zur Wasseroberfläche und stellen sich fast aufrecht parallel zueinander. In leichter S-Haltung wird nun das Ziel anvisiert und nach einer kurzen Verzögerung kommt es zum Sprung nach oben. Dabei dauert es eine Weile bis die Fische ihren Sprung synchronisiert haben. Mehrfach springt zunächst nur ein Fisch und lässt sich schnell wieder zurückfallen und nun muss der Sprung von neuem vorbereitet werden. Wenn beide Partner endlich synchron springen, müssen die Tiere es schaffen gemeinsam eine Weile dicht aneinander geschmiegt haften zu bleiben damit es zur Eiablage kommen kann. Mit Hilfe der großen Flossenfläche (vor allem des Männchens) und dem Wasserfilm an der Unterlage haftend, werden zunächst nur maximal 10 Eier abgelegt. Meist fällt das Weibchen etwas früher wieder ins Wasser zurück während das Männchen noch die Eier befruchtet. Bis alle Eier gelegt sind kann es Stunden dauern, während der das gesamte Paarungsspiel sich mehrfach wiederholt.
Sind alle Eier gelegt, verbleibt das Männchen in der Nähe und verhindert ein Austrocknen des Geleges indem er immer wieder gezielt Wasser auf die Eier spritzt. Dies geschieht zielsicher durch einen blitzschnellen Schlag mit der Schwanzflosse, der kaum wahrzunehmen ist, so dass man auch denken könnte er würde das Wasser hochspucken. Das Weibchen wird zu diesem Zeitpunkt nicht mehr in der unmittelbaren Nähe geduldet. Durch das hochgespritzte Wasser werden auch die Larven ins Wasser gespült, wenn diese nach 3 Tagen schlüpfen. Ihre Entwicklung kann man zuvor besonders dann sehr schön beobachten, wenn die Eier an der Scheibe des Aquariums kleben. Nach einem Tag sind z.B. die Augen bereits gut zu sehen.
Wenn man die Larven großziehen möchte, sollte man die Eier kurz vor dem Schlupf vorsichtig mit einer sauberen Rasierklinge von der Scheibe entfernen und in ein kleines Gefäß überführen. In Gesellschaft der Eltern oder anderer Fische haben die winzigen Jungen kaum Chancen durchzukommen. Es ist nicht nötig die Eier nach väterlicher Manier zu besprühen, denn sie entwickeln sich auch direkt im Wasser sehr gut. Eine Filterung des Gefäßes ist nicht notwendig. Auch auf Beheizung kann man getrost verzichten, sofern das Gefäß an einem warmen Ort (z.B. auf dem Fensterbrett in der Nähe der Heizung) steht, es sollten ca. 24˚C sein. Als Wasser ist bei uns normales Leitungswasser ausreichend, das ist aber natürlich von der Qualität des lokalen Leitungswassers abhängig. Der pH-Wert sollte im neutralen oder leicht sauren und die Härte im niedrigen bis mittleren Bereich liegen.
Die Larven besitzen zunächst noch einen Dottersack, der sich aber bald aufzehrt. Aufgrund der geringen Größe sollte man zur Aufzucht der Larven sehr kleines Futter wählen. Bei uns haben sich Rotatorien, Ciliaten und Paramecien bewährt. Später wurden erst Essigäalchen, dann nach ca. 2 Wochen Artemianauplien. Spätestens jetzt sollten die Tiere auch in ein größeres Aufzuchtbecken überführt werden.
Über eine Sache sollte man sich bei den Jungfischen nicht wundern. Oberhalb der Schwanzflosse entdeckt man früher oder später ein langes bewegliches Gebilde – dies ist kein Parasit, sondern das sogenannte Hydrostyl, welches vermutlich zunächst die Funktion der noch kaum entwickelten Schwanzflosse übernimmt (Ketz 2006). Es findet sich auch bei anderen Copella Arten. Sobald die Schwanzflosse entwickelt ist, bildet sich das Hydrostyl wieder zurück.
Trotz der wenigen Ansprüche die diese Art an Wasserwerte, Futter (gefressen wird im Grunde alles was ins Maul passt), die Filterung und die Temperatur (20-28˚C) stellt, haben die Tiere doch einen Nachteil wenn man sie mit anderen Arten vergesellschafteten will. Besonders die Weibchen sind äußerst verfressen und mit dem Sättigungsgefühl scheint es nicht weit her zu sein. Der Bauch wird, wenn es die Möglichkeit gibt, bis zum Anschlag vollgehauen. Zwischenzeitlich vergesellschaftete Schistura cf. balteata oder Akysis spec. kamen daher nur schwer ans Futter heran, sei den wir fütterten in vollkommener Dunkelheit. Man sollte die Fische also nicht mit langsam fressenden Arten vergesellschaften und darauf achten die Tiere nicht zu überfüttern. Ansonsten sind Spritzsalmler, die auch gut in einer Gruppe gepflegt werden können, aber dankbare und interessante Pfleglinge, die aufgrund des gebotenen Schauspiels nie langweilig werden.
Literatur:
Hetz, Stefan K. (2006): 100 Jahre Spritzsalmler. BSSW-Report 18(3): 21-29.