Betta mandor

Betta mandor

Betta mandor (Männchen)

Betta mandor (Weibchen)Betta mandor (Weibchen)

Vor der Beschreibung 2006 durch Tan, H. H. and Ng, P. K. L. war Betta mandor „Mandor“ nicht als eigene Art sondern als Fundortvariante von Betta foerschi schon länger in der Aquaristik verbreitet. Hierbei ist Mandor der Typusfundort auf Borneo in Indonesien.

Als wir vor einigen Jahren ein Trio dieser Art bekamen, waren wir zunächst verwundert, dass die Tiere eine langweilige graubraune Färbung mit dunkler Längsstreifung aufwiesen. Dies lag aber an einer zunächst zu hellen Gestaltung ihres Aquariums. Sobald wir genügend viele Schwimmpflanzen auf dem Becken platziert hatten, verloren die Tiere die hässliche Schreckfärbung. Männchen dieser Art erkennt man an den längeren Brustflossen und an dem bulligeren Kopf. In Prachtfärbung sind sie dunkelblau gefärbt und besitzen leuchtend rote Kiemendeckel. Je nach Lichteinfall (besonders gut kommen die Fische im natürlichen Sonnenlicht zur Geltung) können Rückenpartie und Flossenränder auch grünlich über golden bis hin zu orange schimmern. Dies sieht man dann auch bei Fotos die mit Blitz gemacht wurden. Anders als bei einigen anderen maulbrütenden Kampffischarten sind bei Betta mandor auch die Weibchen relativ farbig.Die Färbung ist jedoch weniger intensiv und etwas bräunlicher. Die Kiemendeckelstreifen sind bei den Weibchen heller und oft eher golden als rot gefärbt. In Laichbereitschaft bekommen die Weibchen eine charakteristische Querstreifung. Ausserdem ist vor allem kurz vor dem Laichakt die Laichpapille zu sehen.

Nachdem wir die Beckeneinrichtung mit Hilfe der Schwimmpflanzen modifiziert hatten, kam es auch zu den ersten Paarungen, wobei allerdings das maulbrütende Männchen die Eier immer nach einigen Tagen schluckte. Dies kann durch Stress ausgelöst werden, wie z.B. sehr aufdringliche Artgenossen, oder wenn aus den Eiern nach einigen (meist 3) Tagen keine Larven schlüpfen. Da es sich bei Betta mandor um gute Esser handelt, sollte man brütende Männchen (besonders zu Beginn des Brütens) nicht zu sehr mit Futter provozieren, da diese dann leicht schwach werden. Es stellte sich heraus, dass der pH-Wert zur Zucht auf unter 5 abgesenkt werden sollte, während für die normale Haltung auch pH-Werte bis 7 akzeptabel sind. Das Absenken des pH-Wertes erreichten wir damals nur mit Erlenzapfen und Buchen- und/oder Eichenlaub, aber mittlerweile hat sich die Aufbereitung des ohnehin relativen weichen oldenburger Leitungswassers mit einem Kationentauscher als einfache und sehr hilfreiche Ergänzung erwiesen. Hierbei ist allerdings ein gewisser Anteil von Huminsäuren immer noch zu empfehlen, wobei wir den Einsatz von Torf vermeiden, da Betta mandor ein Schwarzwasserbewohner ist. In den Bereichen mit sehr hartem Wasser wird man sicherlich auf unbelastetes Regenwasser oder Osmosewasser zurückgreifen müssen. Neben dem Absenken des pH-Wertes kann auch ein Anstieg der Temperatur auf 27° C die Laichbereitschaft erhöhen. Zur Haltung sind aber 22-24° C vollkommen ausreichend.

Mit etwas Glück kommt man in den Genuss, dem äußerst interessanten Paarungsverhalten der Betta mandor beiwohnen zu können (Bilder und ein Video gibt es auch auf kornels-welt.de). Nachdem das nun in seiner vollen Farbenpracht erstrahlende Männchen das Weibchen durch stoßartiges Vor- und Zurückschwimmen und durch Aufblasen der Backen von seinem Vorhaben überzeugt hat, ergreift das Weibchen die Initiative, schwimmt auf ihren Partner zu und die beiden beginnen einander zu umkreisen und zu umschlingen. Nach einigen Scheinpaarungen, die der Synchronisation der Bewegungen dienen, schlingt das Männchen sich komplett um den Bauch des auf der Seite liegenden Weibchens und dreht es zur Eiablage auf den Rücken. Anschließend sinkt das Weibchen wie ein Blatt in Laichstarre zu Boden. Das Männchen beginnt, die ebenfalls herabgesunkenen Eier aufzusammeln. Sobald das Weibchen aus der Laichstarre erwacht ist, beginnt es dem Männchen zu helfen und spuckt ihm die aufgesammelten Eier zu. Bei jedem der mindestens ein Dutzend Paarungsdurchgänge werden 1-4 Eier aufgenommen und das ganze Geschehen kann sich über mehrere Stunden hinziehen. Damit steht das Paarungsverhalten von Betta mandor zwischen dem der klassischen Maulbrüter und der Schaumnestbauer des Taxons Betta. Bei den anderen maulbrüttenden Arten findet die Paarung eher in Bodennähe statt. Die Eier werden auf die Schwanzflosse des Männchens abgelegt und von dort vom Weibchen eingesammelt. Das Weibchen spuckt dann auch die Eier dem Männchen zu. Bei den schaumnestbauenden Betta-Arten werden mehr Eier pro Laichakt ausgestoßen, welche dann hauptsächlich von dem Männchen in das Schaumnest gespuckt werden. Näheres zu dem Laichverhalten der verschiedenen Betta-Arten kann man z.B. bei Donoso-Büchner und Schmidt (1999) nachlesen.

Der Nachwuchs bleibt ca. 2 Wochen im Maul des Männchens, d.h. aus den zunächst im Maul aufbewahrten Eiern schlüpfen die Kleinen noch mit Dottersack und brauchen diesen auf, bevor sie entlassen werden. Wir hatten aber auch ein Männchen, welches ca. 3 Wochen Maulbrutpflege betrieb. Der Nachwuchs ist hellbraun gefärbt, bevor er langsam die Farben der Eltern bekommt, und wird mit Artemia und feinem Tümpelfutter gefüttert. die älteren Fische bekommen hingegen Frostfutter (weiße oder schwarze Mückenlarven) und großes Tümpelfutter (u.a Daphnien und Mückenlarven), wobei darauf zu achten ist, dass sie sehr verfressen sind (selbst Grünfuttertabletten für Welse werden nicht verschmäht!). Wann immer möglich, legen sich die Fische einen großen runden Bauch zu, was zum Glück noch nie zu offensichtlichen Problemen führte, aber natürlich nicht zu oft vorkommen sollte. Im Becken der Alttiere kommt vereinzelt Nachwuchs hoch, wenn keine Fressfeinde wie z.B. auch größere Geschwister vorhanden sind. Aber es empfiehlt sich, entweder das Männchen inklusive gefülltem Maul nach 10 Tagen herauszufangen, oder aber ein Paar separat anzusetzen und das Weibchen nach der Befruchtung zu entfernen. Die Jungtiere wachsen relativ langsam. Nach ca. 6 bis 8 Monaten sind sie geschlechtsreif und messen dann ca. 6 cm. Männchen werden ca. 8 cm groß, während die Weibchen mit etwa 7 cm etwas kleiner bleiben.

Die Fische sind auch ausgewachsen untereinander relativ verträglich, mehre Altiere untereinander stellen zusammen sowie mit gröβeren Jungtieren kein Problem da. Zudem man so in den Genuss kommt das Sozialverhalten der Fische, wie z.B. Imponieren und das Festlegen einer Rangfolge, zu sehen. Weiterhin zeigen die Tiere so weniger scheu sondern sind sehr neugierig und sicherlich zeigen sie so auch öfter ihre Prachtfärbung (ab einer Körperlänge von ca. 3cm). Wir haben zudem mittlerweile einige Vergesellschaftungen ausprobiert. Generell sollten Beifische nicht deutlich kleiner sein als die Betta mandor, denn alles, was irgendwie ins Maul passt, landet früher oder später auch dort (und sei es nur aus Neugierde ob es doch irgendwie geht). Kürzlich konnten wir unsere gerade einmal halbwüchsigen Fische dabei beobachten, wie sie ca. 2,5 cm lange Parotocinclus spec. durchs Becken trugen, zum Glück konnten wir die Welse sofort rausfangen bevor irgendetwas passiert ist. Außerdem sollte man Betta mandor nicht mit zu langsam fressenden Fischen vergesellschaften. Ein Versuch, Betta albimarginata mit im Becken zu halten, lief darauf hinaus, dass die Betta mandor chronisch überfressen waren, während die Betta albimarginata lange Nasen machten. Gut funktioniert hat hingegen eine Vergesellschaftung mit Apistogramma nijsseni, wobei ein ausreichend großes Becken (mindestens 200 l) ein Muss ist, da die Apistogramma nijsseni sich besonders bei der Brutpflege sehr territorial verhalten. Ist dieses gegeben, kann man aber beide Arten im gemeinsamen Becken erfolgreich nachziehen, ohne eingreifen zu müssen. Wir raten aber davon ab, sie in ein klassisches Gesellschaftsbecken zu tun, sondern nur gezielt mit einer oder evtl. zwei passenden Arten zu vergesellschaften und im Notfall ein Ausweichbecken parat zu haben.

Insgesamt ein sehr schöner und durch das intensive Paarungsverhalten und die Maulbrutpflege sehr interessanter Fisch, an dem man auch nach langer Zeit noch seine Freude hat! Er sollte nicht im Zuge des erst vor kurzem erfolgreich in die Aquaristik zurückgekehrten nah verwandten Betta rubra (Schlüter 2008) allmählich aus der Aquaristik verschwinden, zumal er zumindest bei uns nicht so versteckt lebt und bereitwilliger in Prachtfärbung zu sehen ist. Bei Betta rubra wird oftmals berichtet das die Prachtfärbung seltener zu sehen ist und die Tiere sehr versteckt leben..

 

Literatur:

– Tan, H. H. und P. K. L. Ng (2006). Six new species of fighting fish (Teleostei: Osphronemidae: Betta) from Borneo. Ichthyological Exploration of Freshwaters 17(2): 97-114.

– Donoso-Büchner, R. und J. Schmidt (1999). Kampffische Wildformen. Bede Verlag: 80 S.

– M. Schlüter (2008). Ein Phantom bekommt ein Gesicht – Betta rubra. Amazonas Nr. 17 Mai/Juni 2008, 54-58.

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